Im Zuge des Ausbildungsdienstes der technischen Gruppe in dieser Woche standen alternative Lösungen für Standardsituationen bei der PKW-Rettung auf dem Programm. Denn manchmal führt Plan A aus verschiedenen Gründen nicht zum Ziel und dann ist es gut bereits einen Plan B und ggf. C in der Hinterhand zu haben. Gründe sind z.B. neue hochfeste und verstärkte Materialien, die beim Unfall evtl. zusätzlich komprimiert oder schlecht zugänglich werden und dann von uns nicht mehr druchtrennbar sind. Wir gingen in der Übung von einem Auffahrunfall "PKW auf LKW" aus, einem leider mittlerweile häufigem Unfallbild an Stauenden z.B. zu den kommenden Ferienzeiten. Es galt den verletzten Fahrer zu befreien.
Angewendete "Plan-B"-Methoden:
- Kein Ansatzpunkt für StabFast vorhanden: Loch mit Akku-Schrauber Senkbohrer bohren
- Motor fängt plötzlich an zu brennen: Ecke der Motorhaube mit Halligan-Tool aufbiegen, um genügend Löschzugang zu haben
- Keine Ansatzpunkte für Spreitzer vorhanden: mit Halligan-Tool Türenspalt weiten
- Zugang zur Heckklappe immer schwierig: mit Halligan-Tool durch das Rücklicht arbeiten
- Abstützen bei wenig Platz zur Seite: Einsatz der platzsparenden StabPack-Systeme
- Hintere Tür Fahrerseite entfernen: Spreizer und Schwerkraft nutzen
- Keine Möglichkeit die B-Säule oben mit Schere zu trennen: Zylinder auf Schweller aufsetzen und B-Säule reißen
- Keinen Zugang zur unteren B-Säule von außen: mit Schere seitlich vorschwächen, mit Spreizer ausreißen
- Fahrertür entfernen: Spreizer und Schwerkraft nutzen
- Vorderwagen kann nicht abgeklappt werden (LKW!) und Zylinder würde im Weg stehen: Längsträger hinter Kotflügel mit Schere trennen und mit Spreizer Lenkrad/Armaturenbrett senkrecht am Schweller hochdrücken
- Motorhaube nicht frei, um Lenksäule zu ziehen: StabFast auf Motorhaubenkante und Dach abstützen und mit Ratschengurt Lenksäule anheben
Die verschiedenen Lösungen funktionierten mal mehr und auch mal weniger gut. Im Nachgang waren wir uns aber einig, dass es wohl auch daran lag, dass der alte und teilweise völlig durchgerostete Ford Fiesta kein wirklicher Gegner für unsere neuen Rettungsgeräte darstellte und so häufig die "Festpunkte" nachgaben - ganze Schweller sind uns entgegengefallen, hier hätten wir vermutlich durch kräftiges Hinsehen bereits Erfolg gehabt :-) . Bei neueren Fahrzeugen sind die Schweller zum Beispiel sehr verlässliche Ansatzpunkte für uns. Wir haben aber noch lange nicht alle Alternativmethoden getestet und werden daher immer wieder auf dieses Thema zurückkommen.