Einsatzstellenhygiene bekommt seit einigen Jahren vermehrte Aufmerksamkeit. Im Kern geht es darum, dass die Einsatzkräfte keine Verunreinigungen (Kontamination) aus dem Einsatz mit in das Fahrzeug, das Gerätehaus oder noch schlimmer mit nach Hause nehmen.
Hintergrund: Verunreinigungen durch Einsatztätigkeiten sind sehr häufig gefährliche Stoffe, die bei Hautkontakt oder beim Einatmen eine kurz- oder langfristige Gesundheitsgefahr für den Betroffenen darstellen. Eine sehr häufige und stark unterschätzte Verunreinigung ist die Rauchgaskontamination. Rauchgase bestehen aus Verbrennungsrückständen der verschiedensten Materialien und sind zumeist krebserregend. Diese Gefahr betrifft natürlich als erstes die Atemschutzgeräteträger, die im Einsatz dem Rauch direkt ausgesetzt waren. Aber auch die Einsatzkräfte, die bei den Aufräumarbeiten z. B. verschmutzte Schläuche aufrollen, werden mit Schadstoffen beaufschlagt.
Damit diese Schadstoffe die Einsatzstelle nicht schleichend verlassen, müssen alle betroffenen Kräfte nach dem Einsatz ihre kontaminierte Kleidung in einer festgelegten Prozedur ablegen und bekommen saubere Trainingsanzüge für die Heimfahrt. Sofern nur 2-3 Trupps im Einsatz waren, kann das durch die jeweilige Ortswehr selbstständig organisiert werden.
Wird die Einsatzlage aber größer, oder kommen besondere Umstände wie sehr kaltes oder nasses Wetter hinzu, wird die sogenannte "Hygienekomponente" der Stadtfeuerwehr hinzugezogen (automatisch ab Feuer "F3"). Diese neue Sondergruppe im Stadtgebiet hat zu Aufgabe die Einsatzstellenhygiene für große Schadenslagen mit zusätzlichem Personal und Material zu gewährleisten. Die Gruppe wird durch die Feuerwehren Ebbingen und Bomlitz besetzt.
Nach dem Eintreffen der Hygienekomponente am Einsatzort wird durch sie binnen 15 Minuten eine ganze Zeltstraße samt Lichtmast und Zeltheizung errichtet. Wohlgemerkt keine Dekontaminationsanlage. Bis zu 15 Trupps können jetzt in kurzer Zeit systematisch durch die Grobreinigung, Materialtrennung, unterstützte Entkleidung, persönliche Reinigung und Wiedereinkleidung in saubere und trockene Trainingsanzüge geführt werden. Verschmutzte Einsatzkleidung und Ausrüstung werden anschließend luftdicht verpackt in die Reinigung verbracht.
Die Kameraden aus Bomlitz und Ebbingen waren heute zu ihrem Ausbildungsdienst direkt zu uns gekommen. So konnten wir live die Abläufe erleben und selbst durchlaufen, um im Einsatzfall bereits mit der Prozedur vertraut zu sein. Mit Blick auf Materialverschwendung haben wir für die heutige Übung auf den Einsatz von Verbrauchsmaterial bei den Trupps und Helfern verzichtet (z. B. Einmalhandschuhe, FFP2-Masken, Einmalanzüge, Müllsäcke, ...).
Vielen Dank an dieser Stelle an die Hygienegruppe, wir haben viel gelernt.